#34: Aufs Abstellgleis

ES21_Tunnelblick-34Die Chance auf neues Wohnen inmitten blühender Parklandschaften – das versprechen die Propagandisten von Stuttgart 21. Dafür opfern sie schnell mal ein paar Stadtbezirke, die eher an der Peripherie liegen und deren Bewohner sich nicht wehren: #Untertürkheim, da schafft man beim Daimler. Obertürkheim, ist da nicht der Neckarhafen? Und #Wangen kennt man sowieso nur vom Großmarkt. Drei Stuttgarter Stadtbezirke – ein einziges Industriegebiet. Leben dort überhaupt noch Menschen? Wäre das nicht ein idealer Platz für einen bei Tag und Nacht mit 107 Dezibel lärmenden Abstell- und Wartungsbahnhof?
Tunnelblick 34 (Webausgabe)
Tunnelblick 34 (Druckdatei)
Trübe Aussichten – oder doch nicht?
Untertürkheim glänzte einst mit dem ältesten Bahnhof Württembergs. Heute gehört er zu den verwahrlosten Zughalten im Land. Die zentrumsfixierte und nach Weltstadtniveau lechzende Stadtplanung hat die Neckarvororte längst aufgegeben und opfert sie nun für Stuttgart 21. Wer wird noch in Stadtteilen wohnen wollen, in denen Tag und Nacht, sommers wie winters, werktags wie sonntags Hupen, Kreischen und Brummen im Viertelstundentakt den Lebensrhythmus vorgeben?
Vielleicht braucht ja jede Weltstadt einen Hinterhof. Doch Stuttgart wird niemals
eine Weltstadt werden. Insofern besteht noch Hoffnung für die Neckarvororte.