Stuttgart 21 im Jahr 2016: für die meisten nur noch ein Grund zum Kopfschütteln. Denn das Projekt strotzt nur so vor Planungsmängeln, Regelverstößen und Ausnahmegenehmigungen. Und immer mehr Lügen und Tricks hinsichtlich Bauzeit, Leistungsfähigkeit, Risiken und Kosten kommen ans Licht. Viele fragen sich: Kann Deutschland noch Großprojekte? Doch die Frage ist falsch gestellt und vernebelt mehr, als sie erhellt …
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#65: Umstieg 21 – jetzt!
Ein leistungs- und ausbaufähiger Bahnhof, sicher, barrierefrei, hell und dazu noch preisgünstig. So attraktiv sieht die Alternative zu Stuttgart 21 aus. Und sie liegt auf der Hand, da Stuttgart 21 jeglichen Kostenrahmen und -deckel nachweislich sprengt. Der Bundesrechnungshof durfte nach drei Jahren endlich seine Prognose vorlegen und geht darin nach Presseberichten von 10 Milliarden Euro für die Fertigstellung aus. Das sind 3,5 Milliarden Euro mehr als derzeit offiziell genannt. Obwohl Schlossgarten und Kopfbahnhof inzwischen schwer geschädigt und zahllose Stuttgart-21-Folge-Baustellen im Stadtgebiet zu sehen sind, gibt es einen Ausweg. Sogar einen, der die vorhandenen Baustellen erfolgreich nutzen kann: eine kluge Modernisierung des Kopfbahnhofs, die bis zu 6 Milliarden Euro sparen wird!
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Tunnelblick Impuls 23.6.2016
Schwerpunktthema: Grün-Schwarz
Mit einem Beitrag von Tom Adler zur neuen Regierungskoalition in Baden-Württemberg und einer Karikatur von Kostas Koufogiorgos. Außerdem decken wir auf, was Ministerpräsident Winfried Kretschmann mit dem Berliner Ex-OB Klaus Wowereit gemeinsam hat.
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#64: SSB 21
Mittlerweile ist in Stuttgart der fünfte sogenannte Feinstaubalarm ohne nennenswerte Wirkung beendet worden. Die Aktion
sei ein Rohrkrepierer, frohlockten die Alarmgegner im Gemeinderat. Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Mitinitiator der Alarme, schob den Schwarzen Peter umgehend an uneinsichtige und unwillige Autofahrer weiter.
Doch die wahre Hauptursache der Stuttgarter Stau- und Dreckmisere ist – neben den allgegenwärtigen Stuttgart-21-Baustellen – ein völlig fehlgeplantes Verkehrssystem. So ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Stuttgart nicht Teil der Lösung, sondern zum Teil des Problems geworden. Und das hat System. In dessen Zentrum: die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die in vielerlei Hinsicht an die Deutsche Bahn und ihre Politik erinnert. Es ist kein Zufall, dass SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold zu den eifrigsten Lobbyisten für Stuttgart 21 gehört …
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# 58: Grünzeug
Bundesweit warnen die Medien vor künftig immer längeren Hitzeperioden. Zumindest sie scheinen gemerkt zu haben, dass Dauerhitze die Gesundheit von Menschen gefährdet. Andere Städte steuern den Folgen des Klimawandels schon lange mit Anpassungsmaßnahmen entgegen.
Doch in Stuttgart? Fehlanzeige. Hier wird wie zu OB Schusters Zeiten unverdrossen weiter geboomt, gebaut, versiegelt, trocken gelegt und gerodet. Wenn es ums Bauen geht, zählen Bäume nichts. Selbst die klimatisch besonders wertvollen alten Baumbestände werden rigoros abgeholzt. Grün war gestern – so scheint es.
Ein Tunnelblick über den Wert von Bäumen in der Stadt und wie mit ihnen umgegangen wird – nicht nur in Stuttgart.
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Tyrannei der Geschwindigkeit
Jetzt lieferbar: Tyrannei der Geschwindigkeit
Anfang der 1990er-Jahre plante die französische Eisenbahngesellschaft SNCF eine Erweiterung ihres Hochgeschwindigkeitsbahnnetzes bis zum Mittelmeer, um die Reisezeit von Paris nach Marseille auf drei Stunden zu verkürzen. Gegen die neue Bahnstrecke formierte sich eine Protestbewegung von Bauern, Winzern und Anwohnern. Sie blockierten Gleise und besetzten einen Eisenbahnviadukt, um die Verkehrsplaner von ihrem Projekt abzubringen. Doch der Protest flaute ab und die Bahnlinie wurde gebaut. Die damalige Gegenbewegung ist heute vergessen. Allerdings ist in diesem Zusammenhang im Dunstkreis der Zeitschrift Encyclopédie des Nuisances eine Schrift entstanden, die sich gegen die »Tyrannei der Geschwindigkeit« wendet. Schonungslos und hellsichtig analysieren die Autoren darin den modernen Beschleunigungswahn, der heute alle Lebensbereiche erfasst hat. Weiterlesen
Tunnelblick Impuls 26.2.2015
Tyrannei der Geschwindigkeit
Vor nun fast 25 Jahren erschien in Frankreich eine Flugschrift, die sich gegen die »Tyrannei der Geschwindigkeit« richtet. Schonungslos und hellsichtig analysieren die Autoren darin den modernen Beschleunigungswahn, der heute alle Lebensbereiche erfasst hat. Ihre Botschaft: Es reicht nicht, gegen einzelne Großprojekte oder andere Auswüchse dieses Prinzips zu protestieren. Zurückzuweisen ist ein technischer Fortschritt, der verspricht, die Menschen zu befreien, sie aber immer tiefer in neue Abhängigkeiten verstrickt. Hier einige Auszüge aus dem Text, der soeben als Buch erschienen ist.
Tunnelblick impuls 26.2.2015 (Webausgabe)
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#54: Mythos Hochgeschwindigkeit
Schneller zum Arbeitsplatz, an den Urlaubsort oder nach Hause – welcher Pendler oder Bahnreisende möchte das nicht? Deshalb bräuchten wir Hochgeschwindigkeitszüge, rufen Bahn, Verkehrspolitiker und Baukonzerne seit Jahrzehnten fast unisono und fordern immer neue Strecken und Investitionen. Bis heute, 24 Jahre nachdem der erste ICE in Betrieb ging, wurden viele Milliarden in die Hochgeschwindigkeit auf Schienen gesteckt. Und weitere sollen folgen, etwa für Stuttgart 21 und die Neubaustrecke Wendlingen–Ulm. Doch die Menschen kommen trotz schneller Züge nicht früher ans Ziel, dafür sind die Fahrpreise gewaltig gestiegen. Schuld daran ist auch das Heilmittel, das diese Misere angeblich kurieren soll: die schnellen Züge. Denn sie machen das Bahnfahren letztlich langsam, teuer und unattraktiv.
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#53: Die vierte Zerstörung Stuttgarts
Nach Krieg, Wiederaufbau und schleichender Nivellierung steht Stuttgart 21 für die vierte Zerstörung der Stadt. Der Stadt feindlich Gesinnte, wilde Techniker, technische Wilde sind am Werk. Verheerender als jede vorausgegangene Epoche zerstört die jetzige das Gesicht der Stadt, der Landschaft. Die Bahn, die Stadt, die Verantwortlichen haben keinen geistigen, historischen und sozialen Entwurf der Stadt, kein Konzept. Ihr Zukunftsentwurf als »eine Antwort« auf unsere Probleme ist so blind wie ihre Vergangenheitskenntnis. Sie bauen so unhistorisch, wie sie denken. Aus Angst haben sie keine Ideen und, da keine Ideen, Angst. Ideen sind der Zeit abhandengekommen. Und dies alles geschieht ohne Gegenwehr der Stadtregierung, der für die Stadt und ihre Bürger/-innen Verantwortlichen. Sie lassen es einfach geschehen.
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#52: Augen zu und durch?
»Andere Städte wären froh, wenn sie ein solches Geschenk bekämen «, behaupteten die Betreiber von Stuttgart 21 einst. Heute hört man nur noch jene jubeln, die dafür bezahlt werden. Der Rest der Republik schaut eher mitleidig auf die Schwabenmetropole und ist froh, hier nicht leben zu müssen.
Es hat sich aber auch die Meinung durchgesetzt, dass es nun kein Zurück mehr gebe. Zu viel Geld sei schon ausgegeben, zu viel gebaut. Deshalb müsse man das Ding zu Ende bringen nach dem Motto: Augen zu und durch! Wie verhängnisvoll diese Strategie ist, beweist das Beispiel des Schnellen Brüters in Kalkar – der bislang größten Investitionsruine in Deutschland. Doch Stuttgart 21 ist auf dem besten Weg, sich an die Spitze zu schieben. Höchste Zeit, jetzt endlich die Reißleine zu ziehen! Denn mit jedem Tag wird weiteres Steuergeld nutzlos verbrannt. Und das, obwohl der Ausstieg jederzeit sinnvoll und bahntechnisch möglich ist. Es fehlt allein am Willen der politisch Verantwortlichen.
Tunnelblick 52 (Webausgabe)
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