#66: Bilanz

Stuttgart 21 im Jahr 2016: für die meisten nur noch ein Grund zum Kopfschütteln. Denn das Projekt strotzt nur so vor Planungsmängeln, Regelverstößen und Ausnahmegenehmigungen. Und immer mehr Lügen und Tricks hinsichtlich Bauzeit, Leistungsfähigkeit, Risiken und Kosten kommen ans Licht. Viele fragen sich: Kann Deutschland noch Großprojekte? Doch die Frage ist falsch gestellt und vernebelt mehr, als sie erhellt …

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#65: Umstieg 21 – jetzt!

Tunnelblick 65Ein leistungs- und ausbaufähiger Bahnhof, sicher, barrierefrei, hell und dazu noch preisgünstig. So attraktiv sieht die Alternative zu Stuttgart 21 aus. Und sie liegt auf der Hand, da Stuttgart 21 jeglichen Kostenrahmen und -deckel nachweislich sprengt. Der Bundesrechnungshof durfte nach drei Jahren endlich seine Prognose vorlegen und geht darin nach Presseberichten von 10 Milliarden Euro für die Fertigstellung aus. Das sind 3,5 Milliarden Euro mehr als derzeit offiziell genannt. Obwohl Schlossgarten und Kopfbahnhof inzwischen schwer geschädigt und zahllose Stuttgart-21-Folge-Baustellen im Stadtgebiet zu sehen sind, gibt es einen Ausweg. Sogar einen, der die vorhandenen Baustellen erfolgreich nutzen kann: eine kluge Modernisierung des Kopfbahnhofs, die bis zu 6 Milliarden Euro sparen wird!

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#64: SSB 21

Tunnelblick 64Mittlerweile ist in Stuttgart der fünfte sogenannte Feinstaubalarm ohne nennenswerte Wirkung beendet worden. Die Aktion
sei ein Rohrkrepierer, frohlockten die Alarmgegner im Gemeinderat. Oberbürgermeister Fritz Kuhn, Mitinitiator der Alarme, schob den Schwarzen Peter umgehend an uneinsichtige und unwillige Autofahrer weiter.
Doch die wahre Hauptursache der Stuttgarter Stau- und Dreckmisere ist – neben den allgegenwärtigen Stuttgart-21-Baustellen – ein völlig fehlgeplantes Verkehrssystem. So ist der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Stuttgart nicht Teil der Lösung, sondern zum Teil des Problems geworden. Und das hat System. In dessen Zentrum: die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB), die in vielerlei Hinsicht an die Deutsche Bahn und ihre Politik erinnert. Es ist kein Zufall, dass SSB-Technikvorstand Wolfgang Arnold zu den eifrigsten Lobbyisten für Stuttgart 21 gehört …

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#63: Machtspiele in Grün

ES21_Tunnelblick-63_CoverDer Wahlsieg von Grün-Rot bei der Landtagswahl 2011 in Baden-Württemberg war historisch. Nach fast 60 Jahren CDU-Herrschaft bekam das Ländle erstmals einen grünen Regierungschef. Viele hatten genug von Stefan Mappus, einem Ministerpräsidenten, der seine Politik wenn nötig auch »rustikal« durchsetzte – siehe den EnBW-Deal am Landtag vorbei oder den rechtswidrigen Polizeieinsatz am Schwarzen Donnerstag.

So knüpften sich hohe Erwartungen an die erste grün geführte Landesregierung und den ersten grünen Landesvater. Nicht wenige hatten die Partei in der Hoffnung gewählt, damit auch das katastrophale Projekt Stuttgart 21 zu beerdigen. Doch schon bald machten sich Ernüchterung, Entsetzen und teils auch Resignation breit; die Skeptiker konnten sich bestätigt fühlen.

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#62: Die Stadt

ES21_Tunnelblick-62_Cover»Alle Kulturen verwirklichen ihre Welterfahrungen in ihren Städten. Stadtarchitektur ist für unsere Weltvergewisserung zentral. Stadtwanderungen sind Weltwanderungen durch die menschliche Existenz. Stadtarchitektur ist Spiegel der Welt, weil sie Spiegel der Erinnerung ist. Städte sind, sollten Lesebücher sein.«

Was aus der Entwicklung Stuttgarts zu lesen ist und wie die Perspektive für eine lebendige, menschliche Stadt der Zukunft aussieht, dazu sprach Prof. Roland Ostertag am 14.9.2015 im Neuen Schloss in Stuttgart anlässlich des Erhalts des Verdienstkreuzes 1. Klasse des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland.

Die Stadt, der Stadtraum ist die höchste und anspruchsvollste Form eines Gesamtkunstwerks: eine hoch komplex vernetzte Struktur als Ergebnis und Abbild von Geschichte, wirtschaftlichem Tätigsein, menschlichem Leben und Leiden, auch des Zerstörens.

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#61: Tunnelsicherheit: besser schwedisch!

ES21_Tunnelblick-61_CoverBahnverkehr im Tunnel ist brandgefährlich. Das zeigt nicht zuletzt das METRO-Projekt. Von 2009 bis 2012 führten neun schwedische Organisationen und Universitäten zahlreiche wissenschaftliche Studien sowie Brand- und Explosionsversuche durch. Ihr Ziel: die Sicherheit unterirdischer Bahnsysteme zu verbessern.

Man sollte annehmen, dass ein »Jahrhundertprojekt« wie Stuttgart 21 diese Erkenntnisse berücksichtigt und in Sachen Sicherheit neue Maßstäbe setzt. Doch das Brandschutzkonzept der Bahn ist bislang nicht genehmigt, weil es nicht einmal die Mindestanforderungen erfüllt.
Die schwäbischen Planer täten also gut daran, die Erkenntnisse der Schweden zu berücksichtigen. Dann kämen sie kaum um die Einsicht herum, dass ein bisschen Optimierung hier und da das Grundproblem nicht löst.

Wer es mit der Sicherheit der Reisenden und der Bahn-Mitarbeitenden wirklich ernst nimmt, müsste bei konsequenter Berücksichtigung der Risiken im Falle eines Brandes auf Tunnel möglichst verzichten.

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#60: Willkommen im Versuchslabor

Tunnelblick 60Hallo Sie, ja genau Sie! Nutzen Sie die Bahn oder S-Bahn? Arbeiten oder wohnen Sie in Stuttgart oder kaufen Sie hier gelegentlich ein? Dann sind Sie unfreiwillig Teilnehmer eines groß angelegten Dauerexperiments – ein Versuchskaninchen sozusagen. Das haben Sie noch gar nicht bemerkt? Die Stuttgart-21-Betreiber unternehmen ja auch einiges, damit das noch möglichst lange so bleibt. Tunnelblick klärt auf.

Nach langer Zeit war es endlich wieder so weit: Eine der Lichtgestalten unter den deutschen Architekten gab sich in Stuttgart die Ehre: Christoph Ingenhoven, der Schöpfer des als spektakulär und visionär gepriesenen Tiefbahnhofs, der dereinst die schöne Stadt am Neckar zieren soll. Und fast alles, was dort Rang und Namen hat, eilte am Abend zur Veranstaltung »Faszination 21«, um ihm zu huldigen. Am Nachmittag hatte Ingenhoven im Schlossgarten den Torso eines Testkelchs
besichtigt und …

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#59: In der Endlosschleife?

Tunnelblick 59Da demonstrieren sie wieder: die Gegner von Stuttgart 21. Fast 300 Montagsdemos und 6 Jahre Protest gegen das Projekt sind es nun schon. Ja gibt es denn wirklich nichts Wichtigeres?

Tagtäglich kommen Zehntausende Menschen auf der Flucht in Europa an, Hunderte ertrinken im Mittelmeer. Währenddessen zünden Neonazis wieder Flüchtlingsunterkünfte in Deutschland an und der IS etabliert sich nach Irak und Syrien nun auch in Libyen. Die Geheimdienste der westlichen Demokratien spionieren mit Billigung der Regierungen flächendeckend ihre Bürger aus, in der Ukraine herrscht Bürgerkrieg, die Türkei steht kurz davor.

Die Europäische Kommission subventioniert munter den Neubau von Atomkraftwerken weiter, während die Gemeinschaft der global agierenden Konzerne und Finanzunternehmen versucht, via TTIP und CETA die Demokratie endgültig den Regeln des ungebremsten Kapitalismus zu unterwerfen.
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# 58: Grünzeug

Tunnelblick 58Bundesweit warnen die Medien vor künftig immer längeren Hitzeperioden. Zumindest sie scheinen gemerkt zu haben, dass Dauerhitze die Gesundheit von Menschen gefährdet. Andere Städte steuern den Folgen des Klimawandels schon lange mit Anpassungsmaßnahmen entgegen.

Doch in Stuttgart? Fehlanzeige. Hier wird wie zu OB Schusters Zeiten unverdrossen weiter geboomt, gebaut, versiegelt, trocken gelegt und gerodet. Wenn es ums Bauen geht, zählen Bäume nichts. Selbst die klimatisch besonders wertvollen alten Baumbestände werden rigoros abgeholzt. Grün war gestern – so scheint es.

Ein Tunnelblick über den Wert von Bäumen in der Stadt und wie mit ihnen umgegangen wird – nicht nur in Stuttgart.
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#57 – Im Rausch der R€ndite

Tunnelblick 56
Wie Shoppingmalls die Städte zerstören
Die wohnortnahe Verfügbarkeit von Konsumgütern zeichnet städtisches Leben aus. Märkte, Händler, Einzelhandelsgeschäfte und schließlich auch Kaufhäuser füllten diese Funktion in den Städten Europas lange aus. Orte zur Begegnung, Kommunikation und öffentlichen Diskussion waren Bestandteile dieser Kultur. Später verlockten große Shoppingcenter zum Einkauf per Pkw auf der grünen Wiese. Heute versprechen Investoren eine Wiederbelebung der entleerten Innenstädte durch immer neue, riesige Malls – mitten in der Stadt. Tatsächlich versetzen diese aber den Innenstädten vollends den Todesstoß. In Stuttgart lassen sich diese katastrophale Entwicklung und ihre Folgen anschaulich beobachten. Und auch dabei spielt Stuttgart 21 eine Rolle …
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